Klostergartenfest im Exerzitienhaus Maria Hilf in Kufstein

Das „Klostergartenfest“, zu dem wir am 16. August eingeladen haben, sollte - diesmal auch im Zeichen unseres großen Jubiläums - ein kleines „Dankeschön“ sein an alle, die mit uns Missionaren und unserem Missions- u. Exerzitienhaus verbunden sind.

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Auch in unserem Exerzitienhaus Maria Hilf in Kufstein wurde am 15. und 16. August 2015 der Gründung unserer Gemeinschaft gedacht. P. Richard Pühringer berichtet davon in Wort und Bild.

Mit einem Festgottesdienst haben wir Missionare vom Kostbaren Blut uns am Großen Frauentag in Kufstein Maria Hilf mit der weltweiten Gemeinschaft verbunden, um am Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel den 200. Geburtstag unserer Kongregation zu feiern. Schon an diesem Tag durften wir uns über die zahlreiche Teilnahme an unserem Jubiläumstag freuen. Anschließend an die Hl. Messe haben wir zu einem Stehempfang ins Exerzitienhaus eingeladen; ein Cello-Konzert mit Brigitte Antoine gab diesem Jubiläumstag noch eine besondere Note.

Am Tag darauf, bei unserem inzwischen jährlichen Klostergartenfest, setzten wir unser gemeinsames Feiern fort. Dazu konnten wir einen ganz besonderen Gast und Vortragenden gewinnen. Lassen Sie sich ein wenig von diesem Tag berichten: Ein verurteilter Mörder …

Das „Klostergartenfest“, zu dem wir am 16. August eingeladen haben, sollte - diesmal auch im Zeichen unseres großen Jubiläums - ein kleines „Dankeschön“ sein an alle, die mit uns Missionaren und unserem Missions- u. Exerzitienhaus verbunden sind. Unzählige Freiwillige setzten sich in den verschiedensten Belangen im und um das Haus ein.

Dieses Fest sollte aber auch ein Ort der Begegnung sein und dem „Kennenlernen“ dienen. Jung und Alt sind dieser Einladung trotz schlechter Wetterprognose gefolgt, zumal der Großteil des Festes „Outdoor“ stattfinden sollte.

So durften wir an die 100 Gäste aus nah und fern begrüßen.

Allen voran Torsten Hartung, aus dem thüringischen Altenburg. Er ist gekommen, um uns seine Bekehrungsgeschichte zu erzählen.

Torsten Hartung – ein hochgewachsener Mann mit markanten Gesichtszügen – erzählte mit ruhiger Stimme seine Lebensgeschichte. An vielen Stellen klingt sie wie der Stoff, aus dem Hollywood-Streifen gemacht sind. Hat dieser Mensch das wirklich alles getan? Die Ausstrahlung des Mannes und die Geschichte, die er erzählt, wollen so gar nicht zusammenpassen. „Vor Ihnen steht ein verurteilter Mörder. Und glauben Sie mir: Ich habe in meinem ganzen Leben keinen bösartigeren Menschen kennengelernt als mich selbst!“ In diesem Moment bekommt man eine Ahnung von der kriminellen Energie, die Torsten Hartung einst getrieben haben mag. Die Gründe dafür reichen zurück bis in Hartungs Kindheit. In seinem Elternhaus im mecklenburgischen Schwerin war Gewalt an der Tagesordnung. Es verging fast kein Tag, an dem er und seine drei Geschwister nicht zwischen die Fronten der streitenden Eltern gerieten oder dass sie wegen Lappalien bestraft wurden.

Man konnte eine Stecknadel fallen hören, als Torsten Hartung über sein weiteres Leben berichtete. Seine Flucht aus der DDR, sein Freikauf aus dem Osten, seine Begegnung mit dem „Paten von Riga“ und dann der Aufbau einer kriminellen Vereinigung.

Insgesamt 120 Luxusautos stehlen und verkaufen Hartung und seine 54 „Räuber“ in knapp eineinhalb
Jahren. Die Höhe des Versicherungsschadens beläuft sich auf 15,8 Millionen DM, wird später in den Akten zu lesen sein. Torsten Hartung hat so viel Geld verdient, dass er kaum weiß, wohin damit.

Und nachdem er Dieter in dem Waldstück bei Riga „ausgeschaltet“ hatte, ist er auch im Unternehmen und bei den Kunden wieder die unangefochtene Autorität. Trotzdem spürt er eine große innere Leere.

Kurz bevor Hartungs Autoschieberring ziemlich genau 18 Monate nach jener Nacht, in der er seine Seele verkaufte, auffliegt, besucht er während eines Urlaubs auf Mallorca eine kleine Kirche. Darin steht eine Wand, an die Besucher Gebetsanliegen heften können. Hartung schreibt auf einen Zettel: „Ich wünsche mir ein Leben in Glück!“

Als er im Oktober 1992 gerade eine neue Transportroute auskundschaften möchte, wird Hartung in Stockholm von Interpol verhaftet. Als Kopf der inzwischen europaweit gesuchten Bande kommt er sofort in Einzelhaft – zunächst in Schweden, dann in Deutschland.

Insgesamt vier Jahre, neun Monate und zwei Tage sieht er keinen anderen Menschen als den Gefängniswärter, der jeweils die Tür auf- und zuschließt. Im Gefängnis hatte er sein „Damaskus“- Erlebnis.

Am 20. Juni 2000 lässt er sich in der Kapelle der Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel taufen. Erst später wird ihm bewusst, dass das auf den Tag acht Jahre nach dem Mord an Dieter war: „Für mein Leben ist der 20. Juni ein symbolisches Datum. Es zeigt, wie böse der Mensch von sich aus ist, wie Gott aber selbst aus dem Schlechtesten Gutes erwachsen lassen kann.“

2006 wird Hartung nach knapp 15 Jahren Haft entlassen. Heute lebt er mit seiner aus Südkorea stammenden Frau Claudia in der Stadt Altenburg (südlich von Leipzig) in Thüringen. Dort leitet er den Verein „Maria hilf-T“ – er betreut Jugendliche aus dem Gefängnis und auch jugendliche Flüchtlinge. Torsten Hartung ist ein lebendiges Beispiel dafür, dass es die sprichwörtliche Wandlung vom Saulus zum Paulus wirklich gibt.

Ein tief beeindruckendes Lebenszeugnis, von dem alle berührt wurden.

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Ein Stationenlauf hat das Programm herrlich aufgelockert. Und trotz schlechter Wetterprognose konnten wir einen wunderbaren Tag erleben, ohne Regen mit viel Freude und Dankbarkeit im Herzen.



 
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